„Unser Forschungsziel ist es, Methoden aufzuspüren, wie sich geschädigte kognitive Leistungen durch wirkungsvolle Stimulationsmethoden wieder herstellen lassen.“ Die Professorin bewältigt dazu den Spagat zwischen der neurowissenschaftlichen Grundlagenforschung und der klinischen Forschung. Wissensdurst und Freude am Problemlösen sind ihr Antrieb: „Ich wollte von jeher herausfinden, wie Menschen denken“, sagt Melanie Wilke. Sie glaubt zunächst, über ein Studium der Geisteswissenschaften mit dem Berufsziel Journalismus Antworten darauf zu finden. „Über die Bewusstseinsphilosophie bin ich jedoch zu der Frage gekommen, wie eigentlich Bewusstsein im Gehirn entsteht. Dieses Thema hat mich nicht mehr losgelassen.“ Melanie Wilke wechselt ins Studienfach Psycholinguistik, Neuropsychologie und Neurobiologie.
Mit der Promotion und über Postdoc-Aufenthalte in den USA folgen die Forschungsaktivitäten Schlag auf Schlag. Sie will immer tiefer in die Materie eindringen und genau verstehen, was im Gehirn abläuft – bis hin zur einzelnen Zelle. Um dann im nächsten Schritt daraus abzuleiten, wo Diagnostik und Therapien ansetzen müssen. Der Weg dahin führt über die Forschungsarbeit mit Affen. Melanie Wilke bringt den Primaten bei, verschiedene Aufgaben durchzuführen, belohnt sie bei richtiger Reaktion mit Süßigkeiten oder Saft und erfasst per Mikroelektroden, welche zellulären Antworten damit im Gehirn verbunden sind. Sie testet zudem bei Affen mit reversiblen Gehirnläsionen, wie sich Gehirnnetzwerke bei Neglect verändern und wie die intakten Gehirnareale den Ausfall ausgleichen.