Wieso ist es schwierig festzustellen, inwiefern Intelligenz vererbbar ist?
Das große Problem ist, dass es eben nicht ein einziges Gen für Intelligenz gibt. Wie die meisten anderen Verhaltensweisen oder Merkmale, die wir Menschen haben, ist auch die Intelligenz polygen. Es sind also viele Gene und deren Zusammenspiel dafür verantwortlich, wie intelligent jemand ist. Die Genetik der Intelligenz – und wie gesagt vieler anderer Dinge – entspricht also nicht der einfachen Mendelschen Vererbungslehre, nach der ein Gen für ein Merkmal verantwortlich ist.
Da sehr viele Gene zusammenwirken, gibt es immer auch sehr viele unterschiedliche Kombinationen von Varianten, die das Resultat beeinflussen. Zudem spielen bei polygenen Erbgängen auch immer Umweltfaktoren eine Rolle, zum Beispiel welche Gene wann aktiviert werden und entsprechend zur Geltung kommen. Das gilt auch für Intelligenz, deren Ergebnis immer eine Kombination von Umwelt und Genetik ist. In öffentlichen Debatten, wie der damals von Thilo Sarrazin losgetretenen, fehlt es jedoch am Verständnis für diese Zusammenhänge.