Große Teile Deutschlands haben drei trockene Jahre hinter sich. Müssen wir uns Sorgen machen, dass wir in Zukunft nicht mehr genug Wasser haben?
In der Fläche nicht, aber in einzelnen Regionen wie Brandenburg oder Franken auf alle Fälle. Im Steigerwald in Unterfranken gibt es stellenweise nur 350 Millimeter Jahresniederschlag. Das ist weniger als die Hälfte des jährlichen Durchschnitts von Deutschland und vergleichbar mit Athen. Die Probleme im Wald erkennt auch der Laie: Die Buchenwälder zeigen massive Schäden. In den tieferen Bodenschichten herrscht extreme Trockenheit. Für die Trinkwasserversorgung sehe ich großflächig aber noch keine grundsätzlichen Probleme.
Sie plädieren für einen nachhaltigen Umgang mit Wasser. Ist das nicht selbstverständlich?
Nachhaltiges Wassermanagement müsste eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, leider verhält sich die Gesellschaft konträr dazu. Sie nimmt nicht wahr, wie bedroht die Wasserverfügbarkeit mittlerweile ist, und schon gar nicht, dass wir über unsere Güter und Warenströme mit dem Wasserkreislauf weit entfernter Regionen verbunden sind. Es ist also ein Irrtum zu glauben, dass uns in Europa die Wasserverfügbarkeit in Afrika, China, Indien oder Südamerika nicht interessieren müsste, nur weil es hierzulande ganz grün aussieht. Der Wasserkreislauf ist global, Feuchtigkeit transportierende Luftmassen stoppen nicht an politischen Grenzen. Kaufe ich ein T-Shirt, stammt die Baumwolle aus der Türkei oder aus Burkina Faso, wo dafür Plantagen bewässert werden mussten und in den Wasserhaushalt womöglich nicht nachhaltig eingegriffen wurde. Die Aufmerksamkeit, die die Klimaforschung und die globale Erwärmung mittlerweile im öffentlichen Bewusstsein und der politischen Diskussion haben, brauchen wir auch für das Thema Wasser.
Was bedeutet Ihnen vor diesem Hintergrund die Auszeichnung?
Es freut mich außerordentlich, dass das Thema Wasserressourcen, insbesondere in der Subsahara, mit dem Preis eine größere Aufmerksamkeit erlangt hat. Die Region steht vor großen Problemen, von denen wir in Deutschland kaum etwas mitbekommen. Auch für mich persönlich bedeutet die Auszeichnung viel: Zum einen gibt es kaum Forschungspreise auf dem Gebiet der Wasserforschung, deswegen ist der Preis etwas Besonderes. Zum anderen ist es auch eine Anerkennung für die Anstrengungen, die mein Team und ich in dieser schwierigen Region auf uns nehmen und die verbunden sind mit Entbehrungen wie etwa der längeren Abwesenheit von unseren Familien während der Forschungsaufenthalte vor Ort.