Er wolle ihr ein Verbotsregime in den Mund legen? Das mache sie nicht mit! Mit diesen Worten wehrte sich die Politökonomin und Transformationsforscherin Maja Göpel im November 2020 gegenüber Fernsehmoderator Jörg Thadeusz im Talk aus Berlin. Es ging um die Autoindustrie. Thadeusz versuchte ihr Statements zu entlocken, dass sie politische Forderungen aufstellen wolle, für ein staatliches Verbot von SUVs beispielsweise.
Im Fernsehstudio des RBB lag der Vorwurf Ökodiktatur in der Luft. Thadeusz zog während des 30-minütigen Gespräches einige Register, um das Gespräch in diese Richtung zu lenken: Die Spezies Mensch gehe jetzt mit einem schwer protestantischen Schuldverständnis durch die Welt. Es sei das Wesen von Wissenschaft, dass sie sich nicht einig ist. „Und dann immer zu sagen: Ihr müsst auf die Wissenschaft hören – das ist doch nicht ganz sauber, Frau Göpel, Sie als Wissenschaftlerin wissen es eigentlich besser!“
Maja Göpel ließ den Journalisten argumentativ recht alt aussehen, wehrte sich gegen die unterschwelligen Vorwürfe mehrmals deutlich und holte das Gespräch auf die Sachebene zurück. Göpel zählt zu den einflussreichsten Stimmen in den Debatten rund um die ökologische Zukunft. In die Falle, dass Wissenschaft die Politik dominieren wolle, tappte sie nicht.
Das Gespräch demonstrierte eindrücklich eine gesellschaftliche Kontroverse, die spätestens seit den Klimaprotesten 2019 an Fahrt aufgenommen hat: Mischt sich Wissenschaft zu sehr in Politik ein? Öl in dieses Feuer gossen 2020 die wissenschaftlichen Empfehlungen zur Bewältigung der Corona-Pandemie. Zur Ökodiktatur gesellte sich fix die Rede von einer Virendiktatur.