Allzu viel Zeit für Besuche in ihrer alten Heimat Peru hat Juliane Diller als stellvertretende Direktorin der Zoologischen Staatssammlung München heute nicht mehr. Zwei bis drei Mal im Jahr schafft es die Biologin noch in ihr Geburtsland Peru und besucht die Forschungsstation Panguana, die ihre Eltern 1968 gründeten. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges war der junge Zoologe Hans-Wilhelm Koepcke auf abenteuerliche Weise und über weite Strecken zu Fuß bis ins ferne Peru gereist, um dort die Tierwelt des Regenwaldes zu studieren. 1950 folgte ihm seine Studienkollegin und spätere Frau Maria dorthin, Tochter Juliane kam 1954 in Lima zur Welt. Nachdem sie einige Jahre am dortigen Naturkundemuseum gearbeitet hatten, gründeten die Koepckes schließlich am Rio Yuyapichis im andennahen Tieflandregenwald des oberen Amazonasbeckens die Forschungsstation Panguana – die erste ihrer Art in Peru.
Panguana wurde zur Heimat der inzwischen 14-jährigen Juliane, die inmitten des Urwalds und seiner zahllosen Tiere eine einzigartige Jugend verbrachte – bis zu jenem schicksalhaften Heiligabend 1971. Auf dem Rückflug von Lima stürzte ihr Flugzeug in einem Unwetter über dem Urwald ab. Von den 92 Menschen an Bord – darunter auch ihre Mutter – war Juliane die einzige Überlebende. Wie durch ein Wunder nur leicht verletzt, kämpfte sie sich elf Tage durch den Dschungel, bis sie schließlich auf Waldarbeiter stieß, die ihr halfen.
Die spektakuläre Geschichte des Mädchens in der „grünen Hölle“ ging um die Welt. Dabei sieht sie selbst den Urwald bis heute keineswegs als Hölle, sondern als Retter, der ihren Sturz aus 3.000 Metern Höhe bremste. Das traumatische Erlebnis konnte Juliane Koepcke, heute verheiratete Diller, jedoch nicht auf Dauer von ihrem geliebten Urwald fernhalten. Wenige Jahre nach dem Unglück kehrte sie als junge Zoologin zurück nach Panguana, um hier für ihre Diplom- und Doktorarbeit zu forschen.