Der Teufel steckt also im Detail?
Ja, beispielsweise bei der Frage, wie die Benutzerführung solcher Systeme aussieht oder inwieweit es Mitarbeitern ermöglicht wird, Informationen souverän zu beurteilen. Das sind ganz unmittelbare Fragen, die über Arbeitsqualität entscheiden. Ich wünsche mir mehr Aufmerksamkeit für die Frage, welche Rolle Technologieentwicklung für die Gestaltung der Arbeitswelt spielt. Die Rolle der betrieblichen Mitbestimmung muss hier gestärkt werden. Da geht es um technische Fragen wie die Anschaffung von Software, aber auch um die Entlastung von Beschäftigten. In den vergangenen 30 bis 40 Jahren wurden viele digitale Technologien in der Arbeitswelt etabliert: Roboter, Computer, das Internet. Das hat aber nicht zu einer Entlastung der Beschäftigten geführt, sondern ging mit einer Verdichtung von Arbeit einher. Als Folge davon haben wir ein massives Problem mit Stress und Burn-outs.
Wie wird sich die Digitalisierung auf die Produktion made in Germany auswirken? Werden Unternehmen wieder stärker in Deutschland fertigen?
Gerade mit dem Coronaschock wird sich in globalen Lieferketten so einiges ändern. Aber so einfach ist das nicht! Es gibt im Rahmen der Industrie-4.0-Diskussion das große Versprechen, dass Unternehmen sich jetzt wieder stärker in Deutschland ansiedeln, weil die schnelle Interaktion mit den Kunden immer wichtiger wird.
Der Sportartikelhersteller Adidas hat mit dieser Logik die Speedfactory in Ansbach aufgebaut und zum ersten Mal wieder Konsumprodukte im Schuhbereich in Deutschland gefertigt. Man bestellt sich einen Schuh und sieben Tage später ist der da. Das ist niemals möglich, wenn man über Lieferketten in Asien geht. Der technologische Ansatz war 3-D-Druck und eine nahezu vollautomatisierte Fertigung. Dann stellte sich aber heraus, dass so ein Schuh 300 Euro kostet. Das Projekt wurde eingestellt, weil es ökonomisch nicht rentabel war.