MINT-Fachkräfte

Auslandsmuffel Ingenieure

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Foto: Bussenius/Reinicke
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Herr Zetsche, Sie engagieren sich für die Förderinitiative MINTernational des Stifterverbandes. Warum ist die Internationalisierung der MINT-Studiengänge für Daimlerso wichtig?
Weil unser Geschäft immer internationaler wird. Als ich vor 38 Jahren bei Daimler in Stuttgart angefangen habe, ging gerade unser Werk in Bremen an den Start – damals galt Norddeutschland für viele Schwaben noch als „Ausland“. Heute produzieren wir nicht nur in zehn Bundesländern, sondern auf fünf Kontinenten. Über 80 Prozent unseres Umsatzes erwirtschaften wir außerhalb Deutschlands. Heute genügt es nicht mehr, wenn Nachwuchskräfte in ihrem Fachgebiet daheim sind, sie müssen mehr und mehr auch in der Welt zu Hause sein.

Wo liegen im MINT-Bereich die Schwächen im deutschen Bildungssystem – wo die Stärken?
Die Ingenieursausbildung „Made in Germany“ hat weltweit einen guten Ruf. Das technische Niveau und der Praxisbezug sind Pfunde, mit denen wir wuchern können. Das größte Manko sehe ich beim Thema Internationalisierung. Zurzeit verbringt nur jeder 20. angehende Ingenieur einen Teil des Studiums im Ausland. Umgekehrt kommen immer noch zu wenige ausländische Studierende an deutsche Hochschulen – und zu viele werfen vor dem Examen das Handtuch. Es kann nicht angehen, dass rund 50 Prozent der Studienanfänger nach ein paar Semestern sagen: Ingenieur ist mir zu „schwör“.

Die Abbruchquote liegt bei ausländischen Studierenden höher als bei deutschen – woran liegt das?
Ein Thema ist sicher die Sprachbarriere. Wir brauchen mehr Studiengänge in englischer Sprache – davon profitieren nicht nur Studierende aus dem Ausland, sondern wir machen auch unseren Nachwuchs fit fürs internationale Parkett. 

Dieter Zetsche, Daimler AG
Dieter Zetsche (Foto: Daimler AG)
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Dieter Zetsche ist Vorsitzender des Vorstands der Daimler AG. Beim Stifterverband engagiert er sich als Themenbotschafter für das Handlungsfeld Internationale Bildung in der Bildungsinititive „Zukunft machen“.

Die Bildungsinitiative „Zukunft machen“

Auch bei der Willkommenskultur und Integration gibt es noch Luft nach oben: Untersuchungen zeigen, dass viele ausländische Studenten kaum Kontakt zu ihren deutschen Kommilitonen haben. Wenn junge Chinesen oder Russen in ihre Heimat zurückkehren – ohne Anschluss und ohne Abschluss –, dann ist das sicher kein Aushängeschild für Deutschland.

Kann die Wirtschaft einen Beitrag leisten, um „MINT“ und „international“ zusammenzubringen?
Sie kann nicht nur, sie sollte – schon aus legitimem Eigeninteresse. Möglichkeiten gibt es viele: Von Praktika über internationale Hochschulkooperationen bis hin zu attraktiven Einstiegschancen nach dem Examen. Zum Beispiel wollen wir bei Daimler in unserem Traineeprogramm „CAReer“ langfristig jeden zweiten Platz mit Kandidaten nicht deutscher Herkunft besetzen. Und auch das Engagement für Förderprogramme wie MINTernational zeigt, wie sich Unternehmen hier einbringen können.

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Förderprogramm MINTernational

Immer mehr Arbeitnehmer benötigen interkulturelle Kompetenzen und immer mehr Unternehmen sind auf der Suche nach gut ausgebildeten internationalen Fachkräften. Das hat auch Auswirkungen auf die Hochschullandschaft. Der Stifterverband hat deshalb gemeinsam mit der Daimler und Benz Stiftung sowie dem Daimler Fonds 2014 den Wettbewerb MINTernational ausgelobt. Das Ziel: Die Internationalisierung der MINT-Fächer zu erhöhen. Denn um den Fachkräfteengpass zu begegnen, benötigt Deutschland mehr MINT-Nachwuchsaus dem Ausland. Gleichzeitig sind Studierende in den MINT-Fächern noch weniger international ausgebildet als in anderen Studienfächern. 

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