Wie international ist MINT?

Indikatoren, Strategien, Instrumente

Studie des Stifterverbandes, des Daimler-Fonds und der Daimler und Benz-Stiftung

Wie international ist MINT? (Cover)

Die Mehrheit der internationalen Studierenden kommt nach Deutschland, um hierzulande MINT zu studieren. Der Ruf der technischen Bildung in Deutschland ist immer noch exzellent. So sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Internationalisierung gegeben. Doch zentrale Herausforderungen bleiben. Weltweit engagieren sich Hochschulen für eine zukunftsorientierte MINT-Ausbildung im digitalen Zeitalter. Insbesondere asiatische Universitäten gewinnen an Renommee und Studierendenzahlen. Wie können sich Hochschulen in Deutschland in diesem Wettbewerb wirkungsvoll positionieren? Wie können einheimische Studierende von Auslandsaufenthalten überzeugt werden, wenn Deutschland bisher für sich in Anspruch nimmt, das Land der Ingenieure zu sein? Die Hochschulen selbst bestätigen die Bedeutung der Internationalisierung für die Profilentwicklung der MINT-Fächer. Die Studie "Wie international ist MINT?" macht sichtbar, wie gut Strategien und Maßnahmen bereits verbreitet und wie wirksam sie nach Einschätzung der Hochschulen sind.

Der erste Teil der Publikation gibt mithilfe zentraler Kennzahlen der Hochschulstatistik und einschlägiger Studien einen Überblick und über den Stand und die Entwicklung der Internationalisierung der MINT-Fächer. Im zweiten Teil werden Hochschulstrategien und die Rahmenbedingungen für deren Umsetzung eingehender beleuchtet. Instrumente und deren Wirksamkeit sind Gegenstand der Untersuchung im dritten Teil. Für die Analyse in Kapitel zwei und drei wurden die Leitungen der Fachbereiche und Fakultäten in den MINT-Fächern befragt. 143 Antworten sind in die Auswertung eingeflossen. Praxisbeispiele aus den Hochschulen zu den unterschiedlichen Handlungsfeldern der Internationalisierung illustrieren erfolgreiche Konzepte und Projekte. Damit liefert die Studie ein differenziertes Bild der Internationalisierung von MINT in der vielschichtigen deutschen Hochschullandschaft.

Fast die Hälfte aller Bildungsausländer in Deutschland studiert MINT (Grafik)
Deutschland hat den höchsten Anteil angehender Ingenieure an Bildungsausländern in Europa (Grafik)
Topmaßnahmen der Internationalisierung (Grafik)
Mehr Internationalisierung in MINT (Grafik)
Hohe Drittmittelabhängigkeit (Grafik)
Mobilität einheimischer Studierender gering (Grafik)
Top-3-Ziele der Internationalisierung (Grafik)

Executive Summary

Wie international ist MINT? Der Grad an Internationalität in Studium und Lehre lässt sich entlang verschiedener Dimensionen bestimmen. Ein Vergleich mit anderen Fächern oder Ländern zeigt: In einigen Aspekten besitzen die MINT-Disziplinen an deutschen Hochschulen Vorbildcharakter, in anderen besteht Nachholbedarf. Die Ansprüche an Internationalität, die beispielsweise Wirtschaft und Politik stellen, werden nur teilweise erfüllt. In der Summe ist MINT also noch nicht der erhoffte Motor der Internationalisierung an Hochschulen. Dennoch lässt sich eine positive Entwicklung feststellen. Hochschulen konnten in den letzten Jahren substanzielle Fortschritte im Grad der Internationalität erreichen, gerade auch in den MINT-Fächern. Dieser Weg muss konsequent weitergegangen werden.
 

Wo MINT Vorbild ist

  • Attraktivität von MINT bei ausländischen Studierenden: In keinem Land entscheiden sich so viele Studierende aus dem Ausland für ein Ingenieurstudium wie in Deutschland. Bildungsausländer entscheiden sich häufiger für die MINT-Fächer als einheimische Studierende.
  • Angebote zu internationalisation@home: Jeder zweite internationale Studiengang ist ein MINT-Fach. In dieser Fächergruppe gibt es damit überdurchschnittlich viele international ausgerichtete curriculare Angebote.
  • Ambitionierte Ziele: Drei Viertel der MINT-Dekane wollen, dass ihr Bereich in Zukunft noch internationaler wird.
  • Gewinnung internationaler Gastwissenschaftler: Ausländische Wissenschaftler, die zeitweise in Deutschland forschen und lehren, vertreten überdurchschnittlich häufig eine MINT-Disziplin.
  • Internationale Kompetenzen für wissenschaftlichen Nachwuchs: Der überwiegende Anteil von MINT-Fachbereichen unterstützt aktiv die Verbesserung der Sprachkenntnisse, finanziert die Teilnahme an internationalen Konferenzen und Forschungsaufenthalte und stärkt die Entwicklung interkultureller Kompetenzen.
  • Gute Unterstützung in der Eingangsphase: Fast flächendeckend werden Maßnahmen zur fachlichen und sprachlichen Betreuung sowie Informations-, Orientierungs- und kulturelle Angebote für den Studienstart erfolgreich umgesetzt.

 

Wo MINT Stärken und Schwächen zeigt

  • Trend bei ausländischen Studierenden: Die Zahl von ausländischen MINT-Studierenden wächst ähnlich schnell wie im Durchschnitt der Fächer. Eine Ausnahme ist die Zahl der Ingenieurstudierenden an Universitäten, die in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist.
  • MINT-Studentinnen aus dem Ausland: Frauen, die für ein Studium nach Deutschland kommen, wählen häufiger ein MINT-Fach als einheimische Studentinnen. Allerdings ist der Abstand zum MINT-Anteil bei Männern ähnlich groß.
  • Anteil internationales Lehrpersonal: Im Vergleich der Disziplinen haben Mathematik und Naturwissenschaften den höchsten Anteil von Wissenschaftlern aus dem Ausland. Die technischen Fächer sind dagegen unterdurchschnittlich mit internationalem Personal besetzt.
  • Bleibeabsichten ausländischer MINT-Absolventen: Ein unterdurchschnittlicher Anteil ausländischer MINT-Studierender möchte nach dem Abschluss in Deutschland bleiben. Allerdings planen überdurchschnittlich viele Masterabsolventen der Mathematik und Naturwissenschaften eine Karriere in Deutschland.
  • Enge Zusammenarbeit mit Wirtschaft: Knapp 80 Prozent der Fachbereichsleiter sind mit der Zusammenarbeit mit Unternehmen im Bereich Praxisbezug und Übergang in den Arbeitsmarkt zufrieden. Aktiv wird mit der regionalen Wirtschaft zusammengearbeitet. Ein Nachholbedarf besteht bei Kooperationen mit Partnern im Ausland.

 

Wo MINT Nachholbedarf hat

  • Anteil internationaler Studierender: In fast allen Fächern des MINT-Spektrums, an Fachhochschulen und Universitäten, sind anteilig teils deutlich weniger internationale Studierende eingeschrieben als im Fächerdurchschnitt. Nur bei den angehenden Ingenieuren an Universitäten finden sich überdurchschnittlich viele Studierende aus dem Ausland.
  • Internationale Mobilität einheimischer Studierender: Der Anteil von Studierenden mit Auslandserfahrung ist in keiner anderen Fächergruppe so gering wie in MINT. Im Erasmus-Programm nehmen beispielsweise nur halb so viele MINT-Studierende teil, wie es gemessen an der Studierendenzahl zu erwarten wäre.
  • Interkulturelle Kompetenzen beim Personal: An jedem zweiten Fachbereich ist die Verwaltung aus Sicht der Dekane nicht adäquat auf die Internationalisierung vorbereitet. Eine bessere Vorbereitung besteht allerdings beim Lehrpersonal.
  • Fest verankerte Module für Auslandsaufenthalte: Zwar verfügt jeder vierte Fachbereich über curriculare Elemente zur Stärkung internationaler Kompetenzen, Auslandssemester und Praktika zählen aber nur in Ausnahmenfällen dazu.
  • Digitale Instrumente: Aktive Onlinebetreuung, -vorlesungen, -seminare und -prüfungen sind noch wenig verbreitet. Nur Onlinebewerbungsportale und Portale zur Studienorganisation sind flächendeckend im Einsatz.

 

Elena Mostovova, Pascal Hetze:
Wie international ist MINT?
Essen: Edition Stifterverband 2018
ISBN: 978-3-922275-78-7
52 Seiten
Erschienen im Juni 2018

Kontakt

Pascal Hetze (Foto: Damian Gorczany)

Dr. Pascal Hetze

leitet das Handlungsfeld "Kollaborative Forschung & Innovation" und das Fokusthema "MINT-Lücke schließen".

T 030 322982-506

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