Unternehmen in Deutschland haben im Jahr 2023 ihre Ausgaben für Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (FuE) in den eigenen Unternehmen weiter deutlich gesteigert – um mehr als acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies zeigen erste Trendzahlen aus der FuE-Befragung, die der Stifterverband jährlich im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) durchführt. Wachstumstreiber sind vor allem Informations- und Kommunikationstechnologien sowie Biotech im Bereich der Spitzentechnik, aber auch Maschinenbau und Elektroindustrie.
Im Jahr 2023 haben die Unternehmen in Deutschland für unternehmensinterne Forschung und Entwicklung 88,7 Milliarden Euro ausgegeben – ein neuer Rekord. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um 8,4 Prozent. Noch stärker haben sich die Aufwendungen für Forschungsaufträge erhöht. Ihr Volumen umfasst inzwischen 31,7 Milliarden Euro und damit 14,5 Prozent mehr als noch 2022. Auftragsforschung wird für Unternehmen seit Jahren immer bedeutsamer, um Zugang zu neuem Wissen oder neuen Märkten zu erlangen, Kosten und Risiken zu senken oder um Flexibilität zu gewinnen. Das sind die Ergebnisse erster Trenddaten aus der Erhebung zu Forschung und Entwicklung (FuE) im Wirtschaftssektor.
Die höheren FuE-Aufwendungen sind zum Teil auf gestiegene Kosten aufgrund der hohen Inflation zurückzuführen. Dennoch: Ein erheblicher Teil geht auf eine kräftige Ausweitung des FuE-Engagements der Unternehmen zurück. Die Bedeutung von Forschung und Entwicklung für eine Volkswirtschaft zeigt sich im Anteil der internen FuE-Aufwendungen von Staat und Wirtschaft am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Deutschland zählt hier im internationalen Vergleich zu den stärkeren Ländern. Im Jahr 2023 investierte Deutschland 3,11 Prozent seines BIP in Forschung und Entwicklung. Die Wirtschaft allein kommt auf einen Anteil von 2,12 Prozent, Hochschulen, Staat und private Institutionen ohne Erwerbszweck auf 0,99 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr ist der Wert leicht gestiegen. Im Jahr 2022 lag der Anteil von Forschung und Entwicklung am BIP noch bei 3,07 Prozent.
Ein Blick in die einzelnen Branchen zeigt: Prozentual am stärksten hat die Informations- und Kommunikationsbranche die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung erhöht. Hier gibt es im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum von 15,2 Prozent. Allein die FuE-Aufwendungen für Programmiertätigkeiten innerhalb der IKT-Branche übersteigen mit rund 5,5 Milliarden Euro diejenigen der gesamten chemischen Industrie in Deutschland. Auch die Dienstleistungen für Forschung und Entwicklung, zu der unter anderem die biotechnologische Forschung zählt, weist ein Wachstum von 19,0 Prozent und ein Volumen von 5,0 Milliarden Euro auf.
Doch auch die klassischen, standortprägenden Branchen zeigen ein hohes FuE-Engagement. Keine andere Branche wendet so hohe Beträge für Forschung und Entwicklung auf wie die KfZ-Industrie. Diese investiert 31,0 Milliarden Euro in interne FuE und damit 7,7 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Auch die Aufwendungen für Auftragsforschung verzeichnen ein kräftiges Plus von 19,1 Prozent. Ähnlich sieht es beim Maschinenbau aus. Die Branche steigerte ihre internen FuE-Ausgaben um 11,5 Prozent auf nunmehr 8,4 Milliarden Euro. Zugleich erhöhte sie die Mittel für Auftragsforschung um 14,2 Prozent. Die höchsten Steigerungsraten für Auftragsforschung unter den für FuE bedeutsamen Branchen sind aber erneut im Bereich der Informations- und Kommunikationsdienstleistungen festzustellen. Allerdings ist das Volumen mit knapp 0,9 Milliarden Euro hier vergleichsweise gering.
Michael Kaschke, Präsident des Stifterverbandes: "Das starke Engagement im Bereich der digitalen Forschung und Innovation zeigt das ernsthafte Bemühen der Unternehmen, verlorenen Boden gutzumachen und sich dem globalen Wettbewerb zu stellen. Es bleibt spannend und muss genau beobachtet werden, ob der Anschluss und Aufholprozess gelingt. Zugleich wird durch die hohen Aufwendungen für Forschungsaufträge ein Wille und Bedarf für kollaborative Forschung und Entwicklung deutlich. Dies ist wichtig, um neues Wissen und neue Technologien für die Unternehmen zu erschließen und nutzbar zu machen."
Darüber hinaus gibt es immer mehr Personal in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen. Berücksichtigt man alle Voll- und Teilzeitbeschäftigte sowie jene Personen, die nur teilweise während ihrer Arbeitszeit forschen und entwickeln, kommt man im Jahr 2023 rechnerisch auf 533.260 Vollzeitstellen. Das ist ein Anstieg von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Erwartungsgemäß haben auch hier die Informations- und Kommunikationsdienstleistungen die höchsten Zuwachsraten mit rund 16 Prozent zu vermelden. Die KfZ-Industrie kommt auf ein Plus von knapp fünf Prozent, der Maschinenbau, und die Hersteller für elektrische Ausrüstungen erreichen ein Plus von sechs Prozent. Bei der chemischen und pharmazeutischen Industrie sowie der Metallindustrie ist dagegen nur ein sehr schwaches Wachstum zu beobachten.
ist Leiter und Geschäftsführer der Wissenschaftsstatistik im Stifterverband.
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