Wissenstransfer ist in den letzten Jahren deutlich vielfältiger geworden. Offene Innovationsmodelle gewinnen für die Wirtschaft zunehmend an Bedeutung. Das sind zentrale Ergebnisse des Open Transfer Index, die zum ersten Mal in einer Studie vorgestellt werden. Mit dem Open Transfer Index hat der Stifterverband gemeinsam mit der RWTH Aachen eine neue Methodik entwickelt, die es nun ermöglicht, die Offenheit von Innovationsprozessen in Unternehmen und Forschungseinrichtungen zu messen. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.
Offene Innovationspraktiken, also Konzepte für die strategische Öffnung von Innovationsprozessen für externe Experten oder sogar Laien, sind für Unternehmen relevant. Das zeigt eine Unternehmensbefragung des Stifterverbandes im Rahmen des Open Transfer Index. Demnach verwenden Unternehmen im Durchschnitt knapp ein Fünftel (18,5 Prozent) ihrer Ausgaben für Forschung und Entwicklung dafür. Den Beitrag von offenen Innovationspraktiken zum finanziellen Erfolg des Unternehmens schätzen 30 Prozent der Befragten hoch bis sehr hoch ein. Gerade kleinere und mittelgroße Unternehmen (KMU) profitieren von den informellen Innovationsaktivitäten. Jedes zweite Unternehmen insgesamt setzt dabei auf vielfältige Vernetzung und kooperiert mit mindestens drei Partnern. Die wichtigsten Austauschpartner sind dabei vor allem Kunden der Firmen oder Nutzer ihrer Produkte und Dienstleistungen.
In offenen Innovationsprozessen tauschen Unternehmen ihr Wissen, ihre Ideen und Daten flexibler und auf informelleren Wegen mit externen Partnern aus als in klassischen Innovationsprozessen, wie im Rahmen einer Auftragsforschung. Die Partner können dabei aus verschiedenen Bereichen, wie Wissenschaft, Wirtschaft oder Zivilgesellschaft, stammen.
"Mit dem Open Transfer Index haben wir nun die Möglichkeit, auch offene Innovationsprozesse zu erfassen. Mit der Methodik ergänzen wir die Innovationsforschung und liefern eine zusätzliche Grundlage für die Weiterentwicklung politischer Maßnahmen", sagt Andrea Frank, stellvertretende Generalsekretärin des Stifterverbandes. "Es zeigt sich, dass offene Innovationsprozesse wirtschaftlich bedeutsam sind und die Innovationskraft von Unternehmen steigern. Damit Open Innovation gelingt, müssen solche Partnerschaften aktiv gefördert und alle Partner dazu ermutigt und befähigt werden, sich in diese Prozesse einzubringen."
Hemmend wirken allerdings immer wieder die Sorgen vor unkontrolliertem Wissensabfluss, fehlende Ressourcen oder ein teils unklarer Nutzen der Methoden. Umso wichtiger ist es, eine entsprechende Kultur durch Informations- und Beratungsangebote und notwendige Kompetenzen zu entwickeln. Um die Partnersuche und Vernetzung zu vereinfachen, bedarf es gezielter Maßnahmen, die den Aufbau und die Pflege von Netzwerken unterstützen, beispielsweise durch die Schaffung von Plattformen. Darüber hinaus ist es erforderlich, Förderprogramme zu optimieren, die rechtliche Ausgestaltung von Kooperationsbeziehungen zu unterstützen und nationale Strategien zu entwickeln.
ist wissenschaftlicher Referent im Bereich "Programm und Förderung".
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