Die Energieforschung leistet in allen zuvor genannten Feldern entscheidende Beiträge zur Transformation des Energiesystems. Das große Ziel der Energieforschung ist es, die Herausforderungen der Energiewende möglichst umfassend zu begreifen, Wege zur Umsetzung aufzuzeigen und an den entscheidenden Stellen durch technische oder systemische Innovationen zusätzliche Optionen anzubieten.
Innerhalb der Energieforschung kann als Daumenregel eine Untergliederung zwischen Systemforschung und Technologie- und Materialforschung ausgemacht werden. Die Systemforschung unterstützt mithilfe computergestützter Modelle und Simulationen Politik und Wirtschaft dabei, das Energiesystem als Ganzes oder Teile davon zu verstehen. Mit diesem Wissen können Entscheidungsträger geeignete Schritte zur Transformation des Energiesystems planen. Wichtig ist dabei, nicht nur Technologie und Ökonomie im Blick zu haben. Umgesetzt werden kann die Transformation nur in einem funktionierenden gesellschaftlichen Rahmen. Es ist daher von großer Wichtigkeit, gesellschaftliche Zusammenhänge und Aspekte, wie Akzeptanz und Verbraucherverhalten besser zu verstehen und in die Energieszenarien einfließen zu lassen.
Eng verknüpft mit der Systemforschung ist die Entwicklung von Netztechnologien (Strom-, Gas/Wasserstoff-, Wärmenetze hin zu CO2-Netzen). Ein erneuerbares Energiesystem stellt hinsichtlich Vernetzung und Steuerung ganz neue Anforderungen an die Transport- und Verteilnetze. In Reallaboren kann die Energieforschung diese Energienetze der Zukunft simulieren. So können neuartige Komponenten und Steuerungswerkzeuge getestet werden, ohne den bestehenden Netzbetrieb zu gefährden.
Zudem entwickeln Forschende in den Ingenieur- und Materialwissenschaften Lösungen für die vielfältigen technologischen Herausforderungen, die entlang des Energiesystems von den Ressourcen, der Erzeugung, über die Umwandlung, den Transport und der Speicherung bis hin zu effizientem Verbrauch und Recycling bestehen. Die Forschenden arbeiten dabei häufig sehr anwendungsnah und in enger Kooperation mit Industriepartnern, um einen schnellen Transfer der Forschungsergebnisse in die Anwendung zu unterstützen.
Die Energiewende ist eine Herkules-Aufgabe, deren Lösung bis zur Klimaneutralität noch viele Fragen bereithält. Deswegen müssen wir die volle technologische Vielfalt nutzen und europäische beziehungsweise internationale Lösungen für das Energiesystem finden, die aus einem ganzheitlichen Blick auf das Energiesystem mit und für die Gesellschaft entstehen.
Als Energieforschende sehen wir uns in der Verantwortung durch enge Zusammenarbeit mit Industrie und Politik, einen wesentlichen gesellschaftlichen Beitrag zum Gelingen der Energiewende allgemein und zur Sicherung der Energieversorgung im Speziellen zu leisten.
(Großer Dank geht an Dominik Soyk und Katharina Schätzler vom Helmholtz Energy Office für die fachliche Unterstützung bei der Ausarbeitung des Artikels.)