Kurz vor Weihnachten 2004 erklärte Bayer jedoch, mein Forschungsfeld schließen zu wollen. Unsere Arbeit sollte plötzlich in der Schublade verschwinden: 13 noch unausgereifte, aber vielversprechende Wirkstoffe gegen Viren und Bakterien. Das durfte nicht geschehen, das Know-how, wie man Medikamente gegen Infektionskrankheiten macht, und die Projekte mussten erhalten werden.
Man bot mir an, die 13 Projekte in eine neue Firma zu übertragen, für die ich allerdings die Finanzierung finden müsste. Damit begann das wohl größte Abenteuer meines Lebens: Ich gründete 2006 die AiCuris, ein Biotech-Unternehmen in Wuppertal. Vertraute Mitarbeiter von Bayer sprangen mit mir ins kalte Gründerwasser. Wir wurden ein eingeschworenes Team und lernten viel über die klinische Prüfung eines Medikamentes. Letermovir entstand.
Für den Erfolg hatte ich eine Vision entwickelt, wie wir unser Ziel erreichen könnten: Die Chancen, dass eine erforschte Substanz im Körper auch wie erhofft wirkt und keine problematischen Nebenwirkungen hat, liegen nur bei 1:10. Gleichzeitig verschlingen die klinischen Studien Hunderte Millionen Euro. Ich musste also eine entsprechende Finanzierung finden, um den nötigen langen Atem zu haben und auch Fehlschläge verkraften zu können, war aber vom eigenen Tun, dem Team und seinen Forschungsansätzen 1.000-prozentig überzeugt. So fassten unsere Investoren Vertrauen. Transparenz war dann der Schlüssel, um dieses Vertrauen zu erhalten.