Wenn sich Bürgerinnen und Bürger in der Millionenstadt Berlin eigenständig organisieren, um nachbarschaftliche Initiativen oder Städteplanung per Bürgerinitiative zu betreiben, ist oft ein Architekt laotischer Herkunft ganz vorne mit dabei. Im persönlichen Umgang fällt auf, wie offen, verspielt, hochassoziativ im Denken, wie neugierig dieser „Geist“ – Van Bo Le-Mentzel – im Kern doch ist. Vor allem die Erfahrung, als Flüchtlingskind in Deutschland angekommen zu sein, und seine Jugenderfahrungen, die er, zwischen Mietskasernen und Straßenschluchten, im Berliner Arbeiterviertel Wedding verbrachte, haben ihn geprägt.
In einer Gesellschaft, die sich oft von Ängsten steuern lässt und selbst erzeugte Probleme durch angeblich indiskutable Alternativlosigkeit zu legitimieren versucht, füllt Le-Mentzel eine Art Abweichlerrolle aus. Seit Jahren befindet sich der ehemalige Radio-DJ und Hip-Hopper in einer Art „Dauerflowzustand“. Dabei hat er keine Scheu, sogar die Rolle des Hofnarren einzunehmen, wenn es hilft, morsch gewordene Paradigmen anzubohren: Ein Künstler, der nach dem Studium auf betont imperfekte Art Holzmöbel zusammenleimt und gerade dies für radikal und wegweisend hält? Ein gestandener Architekt, der sich in seinen Entwürfen für eine neue Städteplanung ausgerechnet auch am Werk von Joseph Beuys orientiert und misst? Hinter scheinbaren Provokationen stecken das Denken, Fühlen und Handeln einer erfrischend klugen Person, die sich nicht hinter eingefahrenen Narrativen und in Meinungssilos verbarrikadieren muss, um Wirkung zu erzielen. Für seine Initiativen wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem ZEIT WISSEN-Preis Mut zur Nachhaltigkeit und dem Bayreuther Vorbildpreis. Was Le-Mentzel entwickelt, sind „trojanische Pferde mit ernstem Gehalt“, lobte zum Beispiel das Goethe-Institut.