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Thomas Fischer: Der brillante Unruhestifter

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Foto: iStock/ graphorama
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„Nestbeschmutzer“ haben ihn manche genannt, er selbst nennt sich einen „unruhigen Geist“. Auf jeden Fall ist Thomas Fischer jemand, der stören, provozieren, manchmal sogar angreifen muss. Trotz vieler Widerstände im Leben und obwohl er als junger Wehrdienstverweigerer mit dem deutschen Rechtssystem zunächst auf abschreckende Weise in Berührung kam, legte Thomas Fischer eine juristische Bilderbuchkarriere hin: als Ministerialbeamter, als „Deutschlands bekanntester Strafrichter“, dann am Bundesgerichtshof als Vorsitzender eines vorgeblichen „Rebellensenats“ in Karlsruhe. 

Fischers Meinungsfreudigkeit zu umstrittenen juristischen Themen wurde in der Öffentlichkeit über viele Jahre verfolgt, goutiert und kontrovers diskutiert. Seine Bücher und Kolumnen, etwa bei Spiegel Online (2019 bis 2021) von Hunderttausenden gelesen.

 

„Es gibt gewisse Grenzen: Ehe ich mich schikanieren oder misshandeln lasse, gehe ich lieber Pakete zustellen.“

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Thomas Fischer (Foto:privat)
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Thomas Fischer
Jurist und Autor

Einen „Rechthaber aus Idealismus“ nannte ihn die Süddeutsche noch 2016 in durchaus liebevoll-verteidigendem Ton. Und attestierte ihm, „intellektuelle Brillanz“ mit einer unter Juristen seltenen „feuilletonistischen Leichtigkeit“ zu verbinden. Nur ein Jahr später kündigte wiederum die ZEIT-Chefredaktion ihren Kolumnen-Vertrag mit Fischer enttäuscht auf. Der Grund? Fischers Äußerungen zu einem (laufenden) Promi-Gerichtsverfahren „passten“ nicht zum moralisch aufgeladenen Narrativ der damaligen „MeToo“-Debatte. Nur eine Episode von vielen aus Fischers bewegtem Leben, über die man heftig diskutierte. Stellt sich die Frage: Woher kommt die Faszination, mit der sich so viele im Land an diesem Mann reiben?

Versuch einer Antwort: Mit seinen vielen dezidierten Aussagen und Ansichten – etwa zum Zustand des Rechtsstaats – machte sich Fischer viele Freunde und auch Feinde. Provozierend für manche ist sicher sein konsequentes Changieren im Denken – das sich weder auf links oder rechts festlegen ließe. Dem Staatsrechtler Fischer liegt solch eine simple Art der Urteilsbildung ohnehin fern. Dafür spricht er umso konsequenter aus, was er für richtig hält. „Provokation ist Dialog, vor allem dort, wo man auf festgefügte Strukturen trifft“, erklärt er. Und wenn es sein muss, erläutert er seine Denkmuster in langen Texten unter Zuhilfenahme aller notwendigen komplexen Gedankengänge.

„Ich habe in meinem Leben sehr wenige Prozesse geführt. Aber die, die ich geführt habe, die habe ich halt gewonnen.“

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Thomas Fischer (Foto:privat)
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Thomas Fischer

„Mündigkeit ist vor allem Einsamkeitsfähigkeit“, hat einst der Philosoph Odo Marquard gesagt. Und öfter mal offen Widerspruch einzulegen, hat sicher auch seinen Preis. Aber eine freie Gesellschaft wird vor allem von solch unerschrockenen Zeitgenossen wie Fischer belebt. Man muss sich um ihn nicht sorgen, denn jemand wie er – so scheint es – hat ohnehin immer eine selbstbewusste Pointe im Ärmel stecken: „Ich habe in meinem Leben sehr wenige Prozesse geführt. Aber die, die ich geführt habe, die habe ich halt gewonnen.“ 

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Illustration: Sven Sedivy
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Durchfechter – Stimmen der Veränderung

Es sind die ungewöhnlichen Menschen, die mit Ecken und Kanten, die uns inspirieren. Es sind Menschen, die sich nicht so schnell entmutigen lassen, die manchmal große Umwege gehen, um ans Ziel zu kommen, oder nach herben Rückschlägen einfach noch einmal von vorne beginnen. Es sind die Stimmen der Mutigen, der Aufmüpfigen, der Unruhestifter, die uns mit ihrem Vorbild weiterbringen. Solche Menschen erzählen im „Durchfechter“-Podcast von ihren Erfahrungen, ihrem Antrieb, ihren Zweifeln und Hoffnungen. Im Stifterverband haben wir uns der Bildung verschrieben: Die „Durchfechter“ helfen uns zu verstehen, wie das Lernen funktioniert, wie man Dinge voranbringt oder was es bedeutet, etwas ganz Neues zu schaffen. Die Stimmen der „Durchfechter“ sind Inspirationsquelle für alle, die davon überzeugt sind, dass nur, wer ständig an sich arbeitet, Dinge verbessern kann. 

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