Aber zurück nach Aachen: Auf dem Campus Melaten haben die Mobilfunkexperten vom Eurolab just in diesen Tagen (Mai) zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT Europas größtes 5G-Forschungsnetz für die vernetzte Produktion an den Start gebracht. Meyer-Kahlen ist begeistert: „Wir werden hier mit vielen Firmen aus Deutschland, Europa, aber auch weltweit Forschung und Entwicklung betreiben.“
Das IPT forscht hier beispielsweise an neuen Engineering-Methoden zur Herstellung von Schaufelrädern, die in Flugzeugturbinen verbaut werden. Sie werden aus einem Stück gefräst. Ein Prozess, der bis zu 20 Stunden oder länger dauert. Im Nachgang muss in einem ebenfalls aufwendigen Prozess gemessen werden, ob das Werkstück den extrem hohen Anforderungen der Flugzeugindustrie genügt. „Mit 5G machen wir die Qualitätskontrolle hier im Prozess.“ Auf dem Werkstück, das in der Aachener Fräskammer in sechs Achsen rotiert, wird dazu ein Sensor angebracht. Er misst Vibrationen des Werkstücks und überträgt die Daten per Funk. Jedes Kabel wäre da sehr schnell durchgetrennt. Fängt das Werkzeug an zu vibrieren, kann der Fräsprozess innerhalb von Millisekunden nachjustiert werden. „Das schafft eine enorme Sichtbarkeit im laufenden Prozess, die diese Industrie bislang nie erreicht hatte“, so Meyer-Kahlen.
Und natürlich sind die Herzogenrather im nahe gelegenen ATC – Aldenhoven Testing Center fürs autonome Fahren aktiv. Hier, rund 15 Kilometer von Herzogenrath entfernt, haben die RWTH Aachen und der Kreis Düren auf dem Gelände der ehemaligen Grube Emil Mayrisch eine riesige automobile Teststrecke aufgebaut, seit Neuestem inklusive Stadtkulissen. In so einem Set-up müssen sich Fahrzeuge untereinander vernetzen und mit der Verkehrsinfrastruktur und zentralen Datenbanken kommunizieren können. „Und das entwickeln wir mit.“ Einige Orte weiter entfernt geht es auch auf einer Teststrecke um den Schienenverkehr – und natürlich auch hier um autonome Transportsysteme.
Im Eurolab denkt man schon weiter. „In den letzten zwölf Monaten hat die Datenkapazität, die wir durch Mobilfunknetze schicken, global um 70 Prozent zugenommen – in einem Jahr“, weiß Meyer-Kahlen. Der Datenhunger der Applikationen steige exponentiell. Um jedes Jahr 70 bis 80 Prozent mehr Daten zu transportieren, brauche es irgendwann auch neue Frequenzbänder. Geforscht wird deshalb am sogenannten Millimeterwellenbereich. Er soll die hochfrequente Datenübertragung mit Raten bis zu einigen Zehner-Gigabit pro Sekunde erlauben.