Forschung im deutschen Sinne ist sehr gründlich, Deutsche setzen am liebsten auf Grundlagenforschung. Das Anfertigen einer simplen Dissertation dauert heute vier Jahre. In etwa acht Jahren rauschen Firmen wie SpaceX, Amazon Web Services („Cloud“) oder Tesla an uns vorbei. Vorgeschaltete Forschung in Deutschland wirkt faktisch wie Prokrastination, wie das ständige Aufschieben der Taten auf „später“. Dieses Prokrastinieren der eigenen Weiterentwicklung erzürnt uns gleichzeitig: Ohne die behäbige Staats-Ariane (gegründet 1980) sollen wir von der Privat-Elon-Musk-Firma SpaceX (gegründet 2002) abhängig sein? Wir sollen in der Schule PowerPoint nutzen – wieso? Wir sollen uns US-Erklärvideos im Netz anschauen, bloß weil wir noch erforschen, wie ein deutscher Schulrat es idealerweise täte? In Brandenburg verkaufen sie nach einem Jahr Bauzeit Batterien, die in Münster doch erst noch erforscht werden müssen? Tendenz: Was wir demnächst zu erforschen beabsichtigen, kann man oft schon an der nächsten Ecke billig bekommen.
All das wird beschönigt und verharmlost, das Misstrauen gegen die folgerichtige Abhängigkeit von Außer-EU-Produkten wächst und wächst. „Hilfe, wir sind nicht mehr souverän!“ Ab und zu erleuchtet ein Feuerwerk der Art „Industrie 4.0“ unser Land, gibt zu großen Hoffnungen und Neujahrsversprechen Anlass und endet in Absichtserklärungen: Im Jahre 2050 wird alles gut sein, wenn wir ab etwa 2040 mit dem Erforschen beginnen; vorher geht es nicht, weil erst Daten gesammelt werden müssen, aber extrem sensibel, sodass man gesichert nichts mit ihnen anfangen kann. Wir sagen bis 2030: „Wir haben unsere Hausaufgaben nicht diszipliniert genug gemacht; es ist absolut nicht unser Anspruch, einmal nicht mit Bestleistungen zu glänzen, aber wir sehen klar, dass wir vor Herausforderungen stehen, weil nachhaltig gute Arbeit so komplex ist, wenn man sie nicht gewöhnt ist.“