Eben noch an der Hochschule und frisch promoviert ist der 29-jährige Marius Rosenberg seit rund einem Jahr Geschäftsführer der Aachener Medical Adhesive Revolution (MAR). Seine Mitgründer: Die RWTH-Professoren Malte Brettel und René Tolba und die Bayer-Forscherin Heike Heckroth. Der Unternehmensname ist Programm: MAR entwickelt eine biologisch abbaubare Wundklebetechnologie weiter, die ursprünglich von Bayer erforscht und mit Wissenschaftlern der RWTH in den Laboren des Uniklinikums getestet wurde. Als Bayer aus Portfoliogründen entschied, die Technologie nicht weiterzuverfolgen, wollte der Mediziner Tolba die Entwicklung nicht aufgeben. Da eine Hochschule keine Fremdpatente erwerben darf, ging man 2013 den Weg der Unternehmensgründung und konnte Bayer die Patente abkaufen.
Dass ein Technologie-Portfolio von Bayer in einem Spin-off der Elite-Uni landet, habe an der Hochschule große Verwunderung ausgelöst. Normalerweise gehe es ja andersherum. Aber Rosenberg ist überzeugt: „Unser Beispiel könnte Schule machen.“ Wenn Unternehmen solche strategischen Portfolio-Entscheidungen treffen, sollten hochschulnahe Organisationen zuschlagen.
Mit der RWTH kooperiert MAR heute im Rahmen eines Forschungsvertrages. Der Wundkleber soll für äußerliche Anwendungen nächstes Jahr auf den Markt gehen. In drei oder vier Jahren soll dann ein Wundkleber, der auch im Körper eingesetzt werden kann, marktreif sein. „Ich finde es wichtig, dass Gründer ihre Idee schon im Vorfeld an der Hochschule testen können“, sagt der Jungunternehmer rückblickend. Dazu bräuchten sie Ansprechpartner mit betriebswirtschaftlichem Know-how, Hochschul-Räumlichkeiten und Unterstützung bei Mini-Investitionen wie Computern oder Telefonen. „An der RWTH ist das sehr gut gelaufen“, lobt Rosenberg. Sein Wunsch: Professoren sollten strukturell die Möglichkeit haben, ein Start-up nach der Gründung mit ihrer technologischen Expertise noch ein Stück zu begleiten. Es müsste eine Art Gründungsfreisemester für Professoren geben. „Ich sehe da einen großen Qualitätsgewinn.“