Können Sie ein Beispiel dafür nennen?
Ja, die Mikrowelle: Ein erster Versuch der Markteinführung ist Anfang der 50er-Jahre gescheitert, dann hat man es in den 60ern noch einmal erfolglos versucht. Damals harmonierte die Mikrowelle überhaupt nicht mit dem kulturellen Umfeld der westlichen Welt. Denn es dominierte noch die klassische Kleinfamilie mit dem alleinverdienenden Vater – und der zu Hause bleibenden Mutter, die sich um Kinder und den Haushalt kümmert. Für das, was die Mikrowelle ermöglicht – eine Entkopplung von Zubereitung und Verzehr sowie eine Rationalisierung der Speisezubereitung – gab es eigentlich gar keine Nachfrage. Das änderte sich erst ab den 80er-Jahren: Es gab immer mehr Singlehaushalte und Doppelverdiener. Und auf einmal bringt das, was dieses Gerät zu bieten hat, dem Nutzer Vorteile. Andererseits ist die Mikrowelle in einigen Ländern bis heute nicht besonders erfolgreich: Frankreich und Italien etwa pflegen eine andere Speisekultur, einen anderen Umgang, was die Zubereitung und das Essen angeht.
Die Mikrowelle brauchte mehrere Anläufe zum Erfolg. Ab wann ist eine Innovation endgültig gescheitert?
Dass eine bestimmte Innovation zu einem bestimmten Zeitraum gescheitert ist, heißt nicht zwangsläufig, dass sie für immer und ewig von der Bildfläche verschwunden ist. Wenn sich die Welt verändert, kann eine solche Innovation im zweiten Anlauf sehr erfolgreich werden. Nehmen Sie das E-Book: Noch vor zehn Jahren sah es so aus, als würde es sich in die lange Reihe der gescheiterten Innovationen einfügen. Doch mittlerweile haben sich die Lesegewohnheiten, der allgemeine Umgang mit Computer und IT massiv verändert – und das Ding wird zumindest zu einem relativen Erfolg.