Ich möchte direkt in medias res gehen und mit zwei Grundannahmen beginnen, die verkürzt und zugespitzt meine Sicht auf die Digitalisierung und ihre Auswirkungen wiedergeben:
- Wer programmiert, der produziert. Darum kann jeder in der Digitalisierung sofort zum Produzenten werden. Die Produktionsmittel sind verfügbar, etwa die Rechen-Power und die Speicherkapazität in der Cloud. Mit dem 3D-Druck gilt das mehr und mehr auch für die Produktion physischer Güter. Für junge Unternehmen kommt es darum vor allem darauf an, diese Produktionsmittel für die eigenen Ideen sinnvoll, schnell und schnell wachsend zu nutzen. Sie müssen vom Denker zum Macher werden.
- Für etablierte Unternehmen gilt, dass wir in Kooperationsmodellen verbunden sind mit den großen Plattformen des Internets, um Informationen und Daten zu teilen. Von der Produktentwicklung bis zum Targeting bei der Werbung. Das ist Segen und kann Fluch zugleich sein, weil immer das Risiko besteht, dass Wertschöpfung in Richtung der Plattformen abwandert. Und je größer diese Plattform, desto größer auch die Gefahr.
Das voran gestellt, möchte ich einige operative Beobachtungen teilen. Und diese Beobachtungen sollen als Anregungen dafür dienen, wie wir beides schaffen können: von Denkern zu Machern zu werden. Und Kooperationsmodelle zu finden, die neue Wertschöpfung hier in Europa schaffen.
- Software siegt über Hardware: Darum müssen wir unsere Ingenieurs- und Handwerkskunst um Programmierfähigkeiten erweitern. Das gehört auf die Lehrpläne. Java, Python und Ruby sind mindestens genauso wichtig wie Multiplizieren, Lesen oder Fremdsprachen. Wir haben gute Leute, aber wir müssen die Lücke bei der lokalen Software-Entwicklung schließen.
- Big Data bedeutet das Ende der Theorie: Die Welt ist zu einem großen Versuchslabor geworden, das wir in Echtzeit messen und auswerten können. Aber die Ressourcen für die Datenanalysen sind limitiert. Darum ist es wichtig, für Analysen und Künstliche Intelligenz Kooperationsmodelle über offene Plattformen zu finden. Wer etwas reingibt, darf auch etwas rausnehmen. Es geht darum, eigene Daten mit denen anderer zu kombinieren und darauf neue Wertschöpfung aufzubauen.
- Daten nicht zu nutzen, wäre fahrlässig. Darum müssen wir eine Offenheit beim Umgang mit Daten entwickeln. Das bedeutet ausdrücklich nicht, auf Datenschutz zu verzichten.