Innovationssystem

Fünf Entrepreneure, die die Welt auf den Kopf stellen

Leuchtschrift "Work Harder"
Foto: CC0
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Die Krawatte ist das prominenteste Opfer des Silicon Valley. Nein, nicht bei denen, die im Valley selbst leben und arbeiten. Dort ist eine gewisse Hemdsärmeligkeit seit jeher die Regel. Nein, bei Managern aus Deutschland, die noch bis vor wenigen Jahren als Inbegriff der Seriösität (aber eben auch Steifheit) im unverwüstlichen Business-Gewand aufgetreten sind. Eine Krawatte durfte da nicht fehlen. Wie sehr sich die Welt der Wirtschaft gedreht hat, lässt sich auch daran festmachen: Wenn Konzernlenker heute auf den großen Messen der Welt die neuesten Produkte präsentieren, dann tun sie das im lockeren Jeans-Outfit. Bartschatten legen sich über die drahtigen Gesichter. Silicon Valley ist cool, ungezwungen, abenteuerlich erfolgreich. Und es strahlt aus bis in die entferntesten Konzernzentralen der Welt. 

Steifheit will sich heute niemand mehr vorwerfen lassen. Schließlich hat ja mittlerweile jeder das Dröhnen der Digitalisierung vernommen. Neuland – das Kanzlerin Merkel noch vor wenigen Jahren schüchtern betreten hat – war gestern. Heute fahren ganze Manager-Treks in den Wilden Westen, um sich inspirieren zu lassen und zu lernen. „Ich habe so viele Manager gesehen, die völlig verändert zurückgekommen sind, als hätten sie das weiße Licht gesehen“, sagt der Soziologe Thomas Druyen. „Die wollen dann so viel in ihrem Unternehmen verändern, die Mitarbeiter wissen gar nicht, was die geraucht haben.“

Viel Rauch um nichts? Offensichtlich nicht: Als vor einigen Wochen die neuesten Daten zu Forschung und Entwicklung in Deutschland veröffentlicht wurden, ging so manche Braue erstaunt nach oben: Es wird hierzulande so viel geforscht, wie noch nie zuvor. Informationstechnologien werden dabei zum Schlüssel für die gesamte deutsche Wirtschaft. Nicht nur der Fahrzeugbau wird dadurch befeuert, sondern auch Energie-, Klima- und Umwelttechnologien. Es scheint so, als habe die oft als unbeweglich und rückwärtsgewandt beschriebene deutsche Wirtschaft die Herausforderungen angenommen. Bits statt Braunkohle, Cloud statt wolkiger Ausreden. 

Unbekümmerter Größenwahn

Allerdings: Ein paar Milliarden Euro Forschungsgelder sind zwar gut für die Statistiken, eine neue Innovationskultur ist damit nicht automatisch verbunden. Da können noch so viele Manager ihre Krawatten ablegen. Denn dazu gehört ein mindset, das so noch nicht im deutschen Denken verankert ist. Ich spreche hier nicht von flachen Hierarchien, kostenlosem Mittagessen oder flauschigen Sitzsäcken im Open Space. Sondern ich spreche von dieser speziellen Silicon-Valley-Mentalität, sich große Ziele zu setzen, die in der Regel darin bestehen, die Welt auf den Kopf zu stellen. Ich spreche von jenem unbekümmerten Größenwahn selbst der kleinsten Start-ups, nicht nur die Welt verändern zu wollen, sondern gleich auch als erste den Mars zu betreten. Ich spreche von der Bereitschaft, dafür Tag und Nacht zu arbeiten, ohne zu jammern oder nach der Gewerkschaft zu rufen. Ich spreche von der Kühnheit, ohne Scham ins Große zu denken. Vom Wissen, auch scheitern zu dürfen. Von Investoren, die mit derart hohen Summen ins Risiko gehen, bei denen nicht nur einer schwäbischen Hausfrau ganz schwummrig wird. Ich spreche von einer Kultur, in der ein sonniges Gemüt Grundlage des Geschäftserfolges ist.

Logo Forschungsgipfel 2017
Illustration: Stifterverband
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Eine neue Innovationskultur?

Um radikale Innovationen zu wagen und agile Anpassungsprozesse zu etablieren, bedarf es einer gesellschaftlich verankerten Innovationskultur, die sich durch Risikobereitschaft und Flexibilität auszeichnet. Dabei ist die Gesellschaft stärker in Forschungs- und Innovationsprozesse einzubinden. Ziel des Forschungsgipfels 2017 ist es, gemeinsam Vorschläge für den Aufbau einer Innovations- und Wagniskultur zu formulieren.

Vorschau auf den #FoGip17

Zu bestaunen sind solche Innovations-Künstler hierzulande beim „2bahead-Zukunftskongress“. Hier treffen sich einmal im Jahr auf persönliche Einladung des Trendforschers Sven Gábor Jánszky 300 nationale und internationale CEOs und Innovations-Chefs aus den verschiedensten Branchen. Beim jüngsten Kongress 2016 hatte die MERTON-Redaktion die Gelegenheit, einige jener jungen Wilden aus den USA vor die Kamera zu bitten. Die kleine Reihe mit Entrepreneuren ergibt in der Zusammenschau ein hochspannendes Kaleidoskop von Innovationen und zeigt zugleich, auf was es in der Welt der Start-ups ankommt: Den Mut, auch bereits Vorhandenes noch einmal ganz neu zu denken. Oder die Stärken von neuen Technologien zu erkennen, bevor man sich von möglichen Risiken lähmen lässt.

Fünf Entrepreneure – Fünf Blickwinkel auf die Welt

Internet über Satellit ist nichts Neues, aber heutzutage ist es immer noch unglaublich teuer. Nathan Kundtz, Präsident der Kymeta Corporation aus den USA, hat eine Idee, wie man das viel billiger hinbekäme – mit der Kombination eines innovativen Designs der Empfangsschüsseln und einer neuen Generation von Satelliten. Das System könnten wir in Zukunft auch in unseren Autos nutzen.

Nathan Kundtz
Nathan Kundtz (Foto: Stifterverband)
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Internet from Space

Windräder kennt man, aber eigentlich müssten sie hoch oben in der Luft schweben, denn dort sind die Winde viel stärker. Warum setzt man sie also nicht auf eine Art Zeppelin? Ben Glass, Gründer und Geschäftsführer von Altaeros Energies aus den USA erzählt seine Vision, wie man günstig saubere Energie für Gegenden produzieren könnte, in denen es an Infrastruktur mangelt. Wie genau soll das funktionieren und wie wird daraus ein Geschäft?

Ben Glass
Ben Glass (Foto: Stifterverband)
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Flying Wind Turbines

Virtual Reality, Augmented Reality – das sind längst nicht nur Schlagworte aus einer fernen Zukunft. Die Engländerin Stef Keegan (Pixelripped.com), Entwicklerin des ersten Games für die Oculus-Rift-Brille, sieht große Umwälzungen für das Bildungssystem. Werden Kinder künftig gar nicht mehr zur Schule gehen, sondern in virtuellen Klassenzimmern lernen?

Stef Keegan
Stef Keegan (Foto: Stifterverband)
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Virtual Reality – The next big thing?

Hightech-Landwirtschaft quasi unter Laborbedingungen, aber in industriellem Maßstab: Aus den USA kommt ein neues Konzept, um das Ernährungsproblem mit Big Data anzugehen. David Rosenberg, Chief Executive Officer von AeroFarms, erklärt, was es mit dieser neuen Generation von Gewächshäusern auf sich hat. Und warum seine Kunden den Salat daraus am liebsten ohne Dressing essen.

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David Rosenberg (Foto: Stifterverband)
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How Indoor Farms Revolutionize Agriculture

Wie wäre es, wenn man ein defektes Herz einfach ersetzen könnte wie man am Auto den Reifen wechselt? Das könnte dank Biobanken bald schon Wirklichkeit werden. Das Problem bestand bislang darin, dass man die Spenderorgane nur kurze Zeit bis zur Transplantation konservieren konnte. Xiaoxi Wei, Gründerin des US-Nanotech-Unternehmens X-Therma, präsentiert dafür eine coole Lösung, die der Natur abgeschaut ist.

Xiaoxi Wei
Xiaoxi Wei (Foto: Stifterverband)
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Stem Cells Will Become Immortal
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