Jetzt steht für den Politikberater erst einmal die Braunkohle auf der Agenda. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat den Klimaexperten im Juni in die Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung, die „Kohlekommission“, berufen. 28 Vertreter von Industrie, Gewerkschaften, Wissenschaft, Politik und Verbänden sollen einen Plan für den Braunkohleausstieg aushandeln, bei dem neue Arbeitsplätze entstehen und der Strukturwandel angeschoben wird. Der Ausstieg müsse jetzt schnell gehen, sagt Schellnhuber und begrüßt den Vorstoß des Wirtschaftsministers. „Wir haben die Möglichkeit, einen Plan für eine große gesellschaftliche Veränderung in einer sehr demokratischen Weise zu entwickeln.“ Jedenfalls dann, wenn hier alle Akteure für den Wandel bereit seien und die Politik mögliche Kompromisse der Kohlekommission am Ende nicht abweise. „Das ist die Hoffnung“, so der Klimaexperte. „Ich stehe dem sehr positiv gegenüber.“
Doch aktuell macht er sich auch Sorgen – speziell um einen Autoritätsverlust des wissenschaftlichen Systems. Beispielsweise, wenn der amerikanische Präsident die Ergebnisse der Klimaforschung beiseiteschiebt und das Pariser Abkommen aufkündigt. Dieses grundsätzliche Infragestellen der Methode, mit der man wissenschaftliche Wahrheiten erwirbt, sei die größte Bedrohung für die moderne Gesellschaft, die auf wissenschaftlicher Evidenz basiert, glaubt Schellnhuber. Er wird energisch: „Das ist ein Angriff auf die Aufklärung.“