Im Zeitraffer ist China vom ökonomischen Zwerg zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt gewachsen. Das ging zulasten der Umwelt. Ist der Fokus auf E-Mobilität ein erster Schritt zum Umdenken?
Gerhard Prätorius: Die extreme Luftverschmutzung in den Megacities zwingt die Regierung zum Handeln. Die Hinwendung zur Elektromobilität ist ein ökologisch erwünschter Strukturwandel. Doch wirkliche Klimaentlastung gibt es erst, wenn die gesamte energetische Kette ausgeglichen wird. Das setzt in China noch große Veränderungen voraus, da die Primärenergie zurzeit vor allem aus der Kohle kommt.
Dominic Sachsenmaier: Der Änderungswille in China wird oft unterschätzt – es wurden in den vergangenen Jahrzehnten viele politische, soziale und wirtschaftliche Experimente gestartet, oftmals mit überraschenden Richtungswechseln. Es gibt kaum Anlass, daran zu zweifeln, dass China massiv in Umwelttechnologien investieren wird. Der Fokus auf diesem Sektor einschließlich der E-Mobilität, bei dem alle am Anfang stehen, ist nicht nur umweltpolitisch motiviert. Auch wirtschaftsnationalistische Ziele sind hiermit verbunden.
Wie entscheidend war Chinas Masterplan „China 2025“ für die VW-Zukunftsstrategie „Together 2025“?
Gerhard Prätorius: Mit der Konzernstrategie „Together 2025“ beschreiben wir die Transformation unseres Kerngeschäfts – den Technologiewandel zur Elektromobilität – und die Innovationsziele der nächsten zehn Jahre. Unser Geschäftsmodell endet nicht damit, dass wir Autos auf den Markt bringen; wir wollen Mobilität nachhaltig organisieren und Mobilitätsdienste anbieten. Dieser Schritt löst intensive Veränderungen aus. Wir müssen in die Welt gehen, Future Labs aufbauen und andere Formen der Arbeitsorganisation finden. Der Abgasskandal hat diese Prozesse beschleunigt. Auch China ist ein starker Motor der Veränderungen. Im Juni haben wir dort unser drittes Joint Venture für Elektroautos gegründet.