Was macht eigentlich gute Qualität aus? Zentral ist vor allem eines: Verlässlichkeit. Das prognostizierte Wetter sollte möglichst auch eintreffen, der Neuwagen sollte unter gleichen Bedingungen einen möglichst gleichen Bremsweg haben und die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Arbeit sollten die gleichen sein, wenn eine andere Forschergruppe die Experimente exakt so wiederholt, wie sie beschrieben wurden. Vor allem in der Wissenschaft ist diese Wiederholbarkeit ein wesentliches Qualitätskriterium.
Demzufolge ist die Prüfung der Wiederholbarkeit auch eine der beiden wesentlichen Qualitätskontrollen in der wissenschaftlichen Forschung (siehe Kasten). Sie funktioniert wie von selbst und wird durchgeführt vom Kollektiv der Forscher: Vor allem, wenn ein Ergebnis für Aufsehen sorgt, etwa weil es besonders ungewöhnlich oder überraschend ist, werden andere Forschergruppen rasch versuchen, es zu replizieren. „Und damit ist eine Qualitätskontrolle der wissenschaftlichen Forschung angelaufen“, sagt Lutz Bornmann, der bei der Max-Planck-Gesellschaft im Stabsreferat für Wissenschafts- und Innovationsforschung sowie Forschungsanalyse unter anderem im Bereich Forschungsevaluation forscht. Kommen die allermeisten anderen Forschergruppen zu dem gleichen Ergebnis, dann muss die Qualität zumindest in Bezug auf die Replizierbarkeit hoch sein. Umgekehrt fliegt früher oder später alles auf, was qualitativ minderwertig ist und keine zuverlässigen Ergebnisse liefert.
Klingt erst einmal gut, aber es gibt dabei ein Problem. Es liegt im früher oder später, genauer: im später. Denn diese Art der Qualitätskontrolle – das Prüfen auf Replizierbarkeit – setzt dort an, wo eigentlich schon alles in der Welt ist. Arbeitsgruppen aus aller Welt arbeiten mit veröffentlichten Ergebnissen. Dabei geht es nicht nur ums Nachprüfen – die Erkenntnisse werden oft auch als Grundlage für weitere Experimente genommen, die auf dem neuen vermeintlichen Wissen fußen. Stellt sich das Wissen später als falsch heraus, haben manchmal Tausende Wissenschaftler umsonst gearbeitet. „Eine enorme Ressourcenverschwendung“, sagt Ulrich Dirnagl, Direktor der Abteilung Experimentelle Neurologie an der Charité Universitätsmedizin Berlin.