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Antje von Dewitz: Die gerechte Gipfelstürmerin

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Illustration: Sven Sedivy
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Zuckerrohrreste, Kaffeesatz, Holz und Rizinusöl sind Rohstoffe, die zukünftig Erdöl in Outdoor-Kleidung ersetzen könnten. Daran arbeiten Wissenschaftler, aber auch Unternehmer, wie die schwäbische Geschäftsfrau Antje von Dewitz. Sie leitet das Familienunternehmen VAUDE, das sie 2009 von ihrem Vater übernahm.

Was ihre Mitarbeiter zunächst für einen Witz oder eine Eintagsfliege hielten, nimmt seit einem Jahrzehnt immer mehr Gestalt an: eine weltweite Herstellung von Outdoorbedarf, die durch und durch nachhaltig ist. Schadstoffe raus, CO2-Emmissionen runter, Mikroplastikabfall verhindern, faire und soziale Arbeitsbedingungen überall auf der Welt in Produktionsstätten sichern, auch bei Vorlieferanten – all das boxt Antje von Dewitz gemeinsam mit ihrem Team von ihrer Firmenzentrale im kleinen Dorf Obereisenbach aus erstaunlich effektiv durch. 

Mittlerweile ist die Pionierin deshalb auf allen politischen Ebenen mit ihrer Expertise gefragt: beim Landtag in Baden-Württemberg über Bund und EU bis zur UN. Von hohem Interesse ist besonders, wie all diese Umstrukturierungen in der Praxis tatsächlich gelingen. Dass es ein enormer Kraftakt ist, daran zweifeln die wenigsten.

Auch im eigenen Unternehmen war es für Antje von Dewitz zunächst schwierig, ihre große Vision in Gang zu bringen. Die langjährigen Mitarbeiter waren irritiert und besorgt, dass nachhaltige Ziele das Geschäft und den Arbeitsplatz gefährden. Der Vertrieb mahnte, dass niemand teurere Produkte kaufen werde und auch die Banker beäugten die Pläne mit Argwohn. Vorproduzenten ließen VAUDE abblitzen: Auf bestimmte Substanzen bei der Materialherstellung verzichten? Wieso, danach fragt ja sonst niemand, nur ihr!

„Konsumenten erwarten zunehmend, dass Unternehmen für eine lebenswerte Zukunft sorgen. Kaufentscheidungen werden zu politischen Statements.“

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Foto: privat
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Antje von Dewitz
Unternehmerin

Verantwortlich Handeln ohne Kompromisse

Antje von Dewitz ließ sich nicht beirren und holte sich drei Mitstreiter in die Geschäftsführung, die ihre Vision teilten. Das Team führte eine neue Unternehmenskultur ein, löste die starren Hierarchien auf, implementierte Methoden, mit denen sich komplexe Problemstellungen, wie der Umbau ganzer Produktionsketten, überblicken und lösen lassen. Das Führungsteam erkannte schnell: Wenn diese Mammutaufgabe bloß auf ihren Schultern lastet, wird diese Last irgendwann erdrückend. Mittlerweile wirkt VAUDE wie ein Magnet auf Menschen, die ihre Arbeitskraft unbedingt in nachhaltige Prozesse stecken wollen und für dieses Thema brennen. 

Der deutschen Wirtschaft rät Antje von Dewitz, die aktuellen Entwicklungen nicht zu unterschätzen: Kaufentscheidungen würden zunehmend zu politischen Statements – da könne ein Unternehmen fünf Mal beteuern, dass es nichts dafür könne, wenn einer der Vorlieferanten asiatische Näherinnen ausbeute oder Umweltstandards mit Füßen trete. Der Konsument werde verantwortliches Handeln ohne Kompromisse immer stärker einfordern. 

Die Pionierin hält dies aber sowieso für eine Pflichtaufgabe, der sich Firmen stellen müssen: „Es macht mich regelrecht wütend, wenn ich von anderen Unternehmern gefragt werde, ob sich Nachhaltigkeit denn lohne.“ 

Hören Sie hier die ganze Durchfechter-Episode mit Antje von Dewitz:

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Illustration: Sven Sedivy
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